Pudel

(Groß)-Pudel

„Der vollkommenste Hund ist der Pudel, und was Gescheites und Braves am Hunde gerühmt wird, bezieht sich vereint auf ihn. Er hat Eigenheiten, Sonderbarkeiten, Originalitäten und Genialitäten. An ihm ist alles Psyche. „ (Peter Scheitlin-1840)

An dieser Stelle möchte ich anstatt dem üblichen Rassestandard, der bei der FCI oder dem VDH eingesehen werden kann, ein Gedicht mit dem Titel „Der tugendhafte Hund“ von Heinrich Heine vorstellen, welcher den Pudel poetisch darstellt.

„Ein Pudel, der mit gutem Fug
Den schönen Namen Brutus trug,
War viel berühmt im ganzen Land
Ob seiner Tugend und seinem Verstand.
Er war ein Muster der Sittlichkeit,
Der Langmut und Bescheidenheit.
Man hörte ihn loben, man hörte ihn preisen
Als einen vierfüßigen Nathan den Weisen.
Er war ein wahres Hundejuwel!
So ehrlich und treu! eine schöne Seel!
Auch schenkte sein Herr in allen Stücken
Ihm volles Vertrauen, er konnte ihn schicken
Sogar zum Fleischer. Der edle Hund
Trug dann einen Hängekorb im Mund,
Worin der Metzger das schön gehackte
Rindfleisch, Schaffleisch, auch Schweinefleisch packte. –
Wie lieblich und lockend das Fett gerochen,
Der Brutus berührte keinen Knochen,
Und ruhig und sicher, mit stoischer Würde,
Trug er nach Hause die kostbare Bürde.
Doch unter den Hunden wird gefunden
Auch eine Menge von Lumpenhunden –
Wie unter uns, – gemeine Köter,
Tagdiebe, Neidharde, Schwerenöter,
Die ohne Sinn für sittliche Freuden
Im Sinnenrausch ihr Leben vergeuden!
Verschworen hatten sich solche Racker
Gegen den Brutus, der treu und wacker,
Mit seinem Korb im Maule, nicht
Gewichen von dem Pfad der Pflicht. –
Und eines Tages, als er kam
Vom Fleischer und seinen Rückweg nahm
Nach Hause, da ward er plötzlich von allen
Verschwornen Bestien überfallen;
Da ward ihm der Korb mit dem Fleisch entrissen,
Da fielen zu Boden die leckersten Bissen,
Und fraßbegierig über die Beute
Warf sich die ganze hungrige Meute. –
Brutus sah anfangs dem Schauspiel zu
Mit philosophischer Seelenruh;
Doch als er sah, daß solchermaßen
Sämtliche Hunde schmausten und fraßen,
Da nahm auch er an der Mahlzeit teil
Und speiste selbst eine Schöpsenkeul.
Moral
Auch du, mein Brutus, auch du, du frißt?
So ruft wehmütig der Moralist.
Ja, böses Beispiel kann verführen;
Und, ach! gleich allen Säugetieren,
Nicht ganz und gar vollkommen ist
Der tugendhafte Hund – er frißt!

Meiner Erfahrung nach weisen Grosspudel einen einzigartigen Charakter vor. Sie sind (gut sozialisiert) absolut treue, anhängliche, intelligente, selbstbewusste Hunde, die für jeden Spaß zu haben sind. Die Begabungen der Pudel sind vielschichtig. Es gibt viele Großpudel, die als Behindertenhunde (Service-Hunde), Leichenspürhunde, Besuchshunde und  Schulhunde ausgebildet wurden und hier mit Erfolg eingesetzt werden. Hier zeigen sich die breit gefächerten Begabungen dieser Rasse.

Großpudelschur

Pudelschur für den Alltag

Wie Sie sicher auf einigen Bildern bereits erkannt haben, legen wir unser Augenmerk nicht auf einen perfekt gestylten Hund. Sicherlich ist es bei Ausstellungen Pflicht, den Pudel in einer der anerkannten Schuren (z.B. Continental Clip, Puppy Clip oder Modeschur) vorzustellen.

Zu unseren Pudeln und deren Tätigkeiten passt einfach keine Austellungsschur. Wir respektieren die Schurvorlieben, mögen aber die „typische“ Pudelfrisur nicht. 

Wir achten darauf, dass sich die Hunde wohlfühlen und haben das Gefühl, dass dies mit sehr langem Fell gerade bei wärmeren Temperaturen, nicht unbedingt der Fall ist. Ich persönlich möchte bei 35 °C im Sommer nicht mit einem Pelzmantel über die Wiesen rennen…Das Verhalten der Hunde nach der Schur bestätigt unsere Einschätzungen. Weiterhin ist es für unsere Tätigkeiten einfach unpraktisch.

Wir präferieren daher im Sommer den Retriever Clip, da er pflegeleicht und schick aussieht. Kommentar eines Kindes zu seiner Mutter als wir mit Enzo am See spazieren waren und er gerade frisch geschoren war: „ Guck mal Mama, der Hund hat gestricktes Fell und gestrickte Pfoten“.


Im Winter bevorzugen wir den Lamb-Clip (Lammschur). Beide Schurarten lassen sich nach eigenem Geschmack modifizieren und können dem Körperbau des Hundes abgepasst werden. Balou beispielsweise hat nie ein Krönchen, während Enzo ab und an mal eine reduzierte Form hat.

(Foto: Nina Herr)

Schade ist, dass der Pudel (besonders bei Menschen die keine Pudel kennen) aufgrund der „Frisur“ einen falschen Ruf genießt. Die „Frisur“ wird nicht vererbt. Vielmehr lässt sich diese nachträglich noch an die persönlichen Vorlieben anpassen.

Auf diesem Foto sieht man Enzo im Terrier-Clip. Die Schur war allerdings nur eine einmaliges Experiment, um die Wandlungsfähigkeit (s)einer Frisur zu präsentieren ;-)

(Foto: Sven Uwiß)

Doodles

Wir befürworten neue Wege oder Ideen und respektieren sie; jedoch nicht um jeden Preis und ohne Verstand.

„Mischlingsverpaarungen“ mit dem Pudel (Goldendoodle, Labradoodle, Schnoodle, Cockapoo etc) werden immer beliebter. Ich denke, dass jeder der mit Sinn und Verstand züchtet, kann dies tun. Ich erwarte für eine Zucht eine gewisse Verantwortung. Dies ist unabhängig davon, ob ich im Verband oder ohne Papiere züchte. Es ist wichtig, dass das Wohl der Welpen und nicht NUR der finanzielle Aspekt im Vordergrund steht.

Ich persönlich würde als Käufer stark auf gesunde und wesensfeste Elterntiere achten, die auf rassetypische Krankheiten untersucht sind.

Besonders wichtig ist es meiner Ansicht nach, (besonders bei den Mischlingsverpaarungen) mit offenen Karten zu spielen, und den Welpenkäufern keine Märchen zu erzählen. Die Pudels und Doodles sind nicht immer aufgrund des „nicht haarens“- „allergiker geeignet“.

Auslöser für Allergien sind laut Wissenschaftlern meist nicht die Haare, sondern Speichel oder Hautschuppen. Der Deutsche Allergie- und Asthmaverbund hat diesbezüglich übrigens herausgefunden, dass es keine allergenarmen Hunderassen gibt:

Infos zur durchgeführten Studie erhalten Sie beim DAAB; www.daab.de

Die Einkreuzung des Pudels dient jedoch auch dazu „die positiven Eigenschaften der beiden Rassen zu vereinen“. Grundkenntnisse in der Vererbungslehre sollten dabei obligatorisch sein, wenn in Zukunft eine anerkannte Rasse angestrebt wird. Dies umfasst auch Kenntnisse in der Farbvererbung, Rassestandards und Erbkrankheiten. In vielen Anzeigen werden den Käufern wahre Traumhunde angepriesen, ohne zu wissen, was sich letztlich vererbt hat. Es heißt leider nicht immer, dass nur die besten charakterlichen Eigenschaften vererbt werden. Wenn das so wäre, wäre das definitv eine Sensation für die Genetik.

Bei den Fotos handelt es sich um Enapay-Max, einen Labradoodle der bei Familie Zeidler lebt. Vielen Dank am Familie Zeidler, dass wir diese beiden Bilder verwenden dürfen.